Ich habe mich von Koh Lanta verabschiedet – Frida und Martin bleiben. Vor acht Jahren waren sie zum ersten Mal auf der Insel, er gerade 21, sie 26 Jahre alt. Die beiden Köche aus Schweden lernten ein paar Einheimische kennen, fühlten sich wohl – und erfuhren ein Jahr darauf von der Möglichkeit, ein kleines Grundstück zu pachten. 10000 Baht kostete der Vertragsabschluss, etwa 50 Euro. „Das fühlte sich an wie nichts“, sagt Frida. Die jährliche Pacht für ihr Grundstück unter Palmen betrug zu dieser Zeit etwa 200 Euro. Was hatten sie zu verlieren?
Die Sicherheit. Das vertraute Leben in Stockholm. „Ich hatte einen tollen Job“, sagt Frida. Ungewöhnlich für ihren Beruf: Frida arbeitete nur tagsüber und nur unter der Woche. Sie sagt, sie hätte eigentlich ihr kleines, sicheres Leben weiterleben wollen. „Dieses Sicherheitsbedürfnis, die große Angst vor allem Unklaren, das hatte ich wie alle Schweden.“ Aber Martin wollte raus, in die Welt, nach Thailand. Und dann dieses Angebot – sie nahmen es an.
„Aber was ist mit später, was ist mit Deiner Rente?“ – solche Fragen seien ständig gekommen. Frida und Martin haben aufgehört, bis zur Rente zu denken. Sie bauten eine kleine Küche unter Palmen, vermieteten die paar sehr einfachen Bambushütten, die dort bereits standen – und veranstalteten Open-Air-Kino für Backpacker. Im schwedischen Sommer fuhren sie zurück nach Stockholm und arbeiteten wieder als Köche. Das machen sie bis heute so: Neun Monate Koh Lanta, drei Monate Stockholm. Aber sonst hat sich vieles geändert.
Die Bambushütten sind abgerissen, an ihrer Stelle steht ein hübscher, langgestreckter Bau mit kleinen Gästezimmern, jeweils mit Bad und Mini-Terrasse. Und wo vorher das Kino war, steht heute ihr Restaurant „Yang“ – es wird bei TripAdvisor derzeit als das beste Restaurant der Insel gehandelt. Ein zu einer Seite offener Bau, in der einen Ecke die Freiluft-Küche, in der anderen einige Tische, die meisten aber stehen einfach draußen unter den Bäumen. Martin kocht, Frida managt und dirigiert. Sie muss oft Gäste wegschicken. Solche, die denken, sie können wie andernorts auf der Insel einfach reinschneien. „Sorry, we’re fully booked“, sagt Frida dann und lächelt nett dabei.
Es gibt Fleisch vom Grill, und dazu beispielsweise Trüffel-Kartoffelpürree und gratinierten Fetakäse mit Kürbis. Leichte, kreative, gehobene Küche. „Man muss sich ja von den anderen Restaurants hier unterscheiden“, sagt Frida. Noch einen Laden mit Hamburger-Pommes-Angebot braucht Koh Lanta nicht. Der Erfolg gibt Frida recht. Sie und Martin haben inzwischen fünf Angestellte, Frauen aus dem Ort. Nicht jede von ihnen spricht Englisch, aber das macht nichts, den Martin spricht Thai. Manchmal geht das ganze Team zusammen essen, regelmäßige Pausen gibt es außerdem und am Ende der Saison einen Bonus – die beiden Schweden haben die Standards mitgebracht, die sie von Zuhause gewohnt sind.
Von der kleinen Backpacker-Oase zum angesagten Restaurant – würden sie den Weg nochmal gehen, wenn sie wüssten, was auf sie zukommen würde? „Aber ja“, sagt Frida. „Das hier ist wie unser Baby. Wir lieben diesen Ort.“ Sie seufzt und lächelt. „Und ohne das würde es auch nicht gehen. Es ist sehr viel Arbeit.“ Ihr Leben auf Lanta hat sie sehr weit entfernt von den ängstlichen Gedanken des Anfangs. „Alle zu Hause haben immer so viel Angst vor allem. Und das muss man ja einfach nicht“, sagt sie.
Abends treffe ich das ganze „Yang“-Team zufällig in einem Strandrestaurant. Es ist Ruhetag, Zeit, sich selbst bekochen zu lassen. „Komm, setz Dich zu uns“, sagt Frida. Und so erlebe ich die beiden Schweden doch noch einmal ohne Schürzen und ohne ihren eiligen Schritt. Sie sitzen einfach da, mit ihren Mitarbeiterinnen, den Tisch vollgepackt mit guten Thai-Essen. Es ist etwas kühler geworden, und im Hintergrund rauschen leichte Wellen an den Strand.
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