Heute war ich overdressed. Ich weiß nicht, mit was für einem besonderen Schutzengel die anderen Touristen hier rechnen, wenn sie sich in Badehose und Flipflops auf ihre Motorroller setzen. Vielleicht sind sie angesteckt von der Sorglosigkeit der Einheimischen – in Thailand herrscht ja, was das Fahren auf Mopeds, Rollern und Tuktuks angeht, traditionell kein großes Sicherheitsbedürfnis.
Eigentlich finde ich das schön. Es sieht nach starkem Urvertrauen aus und schafft eine Leichtigkeit, um die ich die Menschen ein bisschen beneide. Allerdings kenne ich auch ihre Unfallstatistik nicht. Ich nun also bei 32 Grad schwüler Hitze unter viel Stoff und Leder – bei Lichte betrachtet vielleicht auch nur eine kosmetische Operation. Vor allem der Helm. Hätte ich einen Kochtopf zur Hand gehabt, hätte ich mir auch den aufsetzen können. Auf dem Motorradverleih-Helm-Wühltisch gab es nichts TÜV-Geprüftes.
Nach zwei Tagen am Strand und um den Strand herum wurde es höchste Zeit, dass ich wieder etwas zu tun bekam. Ich hatte schon das Gefühl, dösig zu werden. Um den frühest möglichen Motorrad-Ausleih-Zeitpunkt nicht zu verpassen, bin ich um sieben Uhr heute Morgen das erste Mal gucken gegangen. Und stellte fest, dass um diese Tageszeit am Klong Nin Beach wirklich nichts los ist. Bei Richeys Bar fegte jemand den Sand aus dem Haus, und einer von Richeys Hunden begleitete mich auf einen Strandspaziergang. Ein paar Thais joggten am Wasser entlang, aber das war’s auch schon.
Ich ging noch etwas weiter, und beim 7/11 war, wie im örtlichen Inselführer versprochen, ein kleiner Essensstand aufgebaut. Es gab Klebereis mit Eierpudding! Mein Frühstück, ich kaufte zwei Bananenblätter-Täschchen voll und aß sie am Strand. Und dann konnte ich endlich mein Motorrad abholen. Natürlich wäre ein Roller günstiger zu haben gewesen, also für sieben statt für 16 Euro, aber diese Gelegenheit wollte ich mir nicht entgehen lassen.
Seit ich mein Motorrad verkauft habe, bin ich nicht gefahren. Bestimmt drei Jahre. Und auch, wenn es jetzt nur ein Maschinchen war: Einfach loszufahren und zu merken, dass alles noch da ist – Hurra! Ich war auch nur zweimal kurz auf der falschen Straßenseite unterwegs, bevor mir wieder einfiel, dass in Thailand LINKS LINKS LINKS gefahren wird.
Vor Begeisterung über meine wiedergewonnene Bewegungsfreiheit bin ich gleich zwei der empfohlenen Routen gefahren. Die Dschungel-Wanderung im Nationalpark am Ende des Tages konnte ich dann nur noch andeuten, weil es schon dunkel zu werden drohte. Aber allein die Fahrt dorthin war es wert. Auch ohne lange Hose und Lederjacke wäre mir dabei warm geworden. Ich möchte fast sagen: Meine Herren! Stand da wirklich 16% Steigung auf dem Schild? Bergauf, bergab, Kurve links, kurve rechts, Aussicht meist rechts, das Meer verschwand immer weiter unten. Aber zum Gucken blieb keine Zeit, puh. Ich brauche es eigentlich nicht unbedingt so spektakulär.
Es wurde fast ein bisschen schwierig, die prachtvollen Ausblicke am Ziel entspannt zu genießen, weil ich furchtsam an den Rückweg dachte. Aber da kannte ich es dann schon, und plötzlich machte es Spaß, die langsameren Roller schneidig zu überholen. Bevor ich dann allerdings zu übermütig werden konnte, hab ich schnell einen Liter Benzin bei einem Straßenhändler gekauft – er füllte es per Trichter von der Flasche in den Tank – und das Gefährt wieder abgegeben. Unversehrt, wir beide.
Und mein Kopf steckt voller neuer Bilder: Der Sonnenbrillenverkäufer, der sich über meinen Versuch, mit ihm zu handeln, freundlich kaputt lacht. Die Händler, die auf dem Markt in Lanta Old Town ebenso stoisch wie erfolglos ganze Tierteile gegen Fliegen verteidigen. Kleine Inseln im Glitzermeer, Elefanten mit Touristen auf dem Rücken und endlich auch ein paar kleine Affen. Die waren aber schüchtern und ließen sich nicht fotografieren.
Kommentar verfassen