Sandra hat sich bei mir für das billige Klopapier entschuldigt. Während ihrer Abwesenheit hatte ihr bester Freund Peter auf die Wohnung aufgepasst und sich um die Airbnb-Gäste gekümmert, und der wusste es wohl nicht besser. Gestern Abend kam sie nun zurück von ihrer Reise und bemerkte den Fauxpas. Macht überhaupt nichts, habe ich ihr versichert.
Ich weiß nicht mal, ob ich den Kulturschock schon überwunden habe. Gerade hatte ich gelernt, dass es besser ist, immer selbst ein bisschen Klopapier dabei zu haben. Und dass man sich nicht so anstellen muss angesichts prekärer Sanitärsituationen. Und plötzlich: Luxus im Überfluss. Gut, wenn nicht das billige Klopapier wäre.
Folgende Erkenntnis spottet allen Bekenntnissen zur Bescheidenheit: Ich möchte diese Wohnung haben. Mitsamt ihrer Aussicht über Sydney, ihren zwei Schlafzimmern, zwei Badezimmern und dem Pool im Erdgeschoss.
Ich bin nur drei Tage hier. Und leider inzwischen fast überfüttert mit Eindrücken – am liebsten würde ich all der Schönheit, den Sehenswürdigkeiten und den netten Menschen sagen: „Heute geschlossen, kommt ein andern mal wieder, wenn ich bereit bin, Eure Großartigkeit zu würdigen“. Aber trotzdem weiß ich, dass ich sofort anfangen könnte, hier zu leben. Und vielleicht muss es gar kein Luxus-Loft sein. Vielleicht ginge auch sowas:
Haha, werden erfahrene Sydney-Bewunderer sagen, selbst das kleine blaue Häuschen könntest Du Dir nicht leisten. Ich weiß, aber vielleicht eines Tages doch, und dann weiß ich immerhin schon, wo ich es finden werde. Bis es soweit ist, behalte ich meine von Müdigkeit leicht verschwommenen Erinnerungen an meine Stippvisite in dieser Stadt.
Da war zum Beispiel die Frau, die mir orientierungslosem Etwas am Bahnhof von Redfern den Weg zu meiner Unterkunft auf ihrem Handy gezeigt hat. Oder der unfassbar schöne Peter (der mit dem billigen Klopapier. Ihn zu fotografieren hab ich mich nicht getraut, tut mir leid). Da waren wunde Füße vom vielen Laufen auf der Suche nach dem richtigen Café – und die Erleichterung, es endlich gefunden zu haben. Direkt nebenan demonstrierten wütende, dabei immer noch lustige Newtowner gegen eine neue Straße.
Ich fühlte mich mit den Leuten sehr verbunden in Erinnerung an meine umweltbewegte Jugend. Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten! Und solche Dinge. Deshalb hab ich auch gleich einen kleinen Anstecker gekauft, der zum Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs auffordert. Dann musste ich aber weiter, ich hatte noch viel vor – vom Schwager mit Sydney-Erfahrung empfohlen. Hier erstmal ein kleines Bilderrätsel:
Richtig, das bin ich. So werden Selfies, wenn man nicht das Handy dafür benutzt. Ich denke mal, Hauptsache, die Oper ist drauf. Zwischen Oper und Sydney Harbour Bridge startet die Fähre nach Manly. Eine halbe Stunde Fahrtzeit, viele Aussichten, viele Wolken, am Ziel ein Surferstädtchen. Und ein fast leerer Kamera-Akku. Ein paar Bilder gibt es dennoch:
Und jetzt ist schon der letzte von drei Tagen angebrochen. Ich sitze in einem Café in meiner Nachbarschaft, während ich dies schreibe.
Morgen um diese Zeit bin ich unterwegs nach Auckland. Der Flug dauert nur dreieinhalb Stunden – das wäre auch ein Vorteil daran, in Sydney zu wohnen. Peter findet Neuseeland übrigens eher lustig. Er wünschte mir viel Spaß dort, es gebe allerdings nicht viel zu tun. „There’s a lot of sheep“, sagte er und lachte. Australische Frechheit! Ich kann’s jedenfalls kaum abwarten.
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