Wenn ich erstmal zu Geld gekommen bin, eröffne ich zu Hause ein Café. Mit neuseeländischer Karte. Neuseeland ist nicht berühmt für seine gute Küche, das muss sich ändern. French Toast mit Bacon, gebratenen Bananen und Ahornsirup: unverzichtbar, wenn man es erst einmal gekostet hat.
Das erste Mal, vor drei Jahren, hielt ich die Kombination noch für selten, aber brillant. In Whangarei war das, im Norden der Nordinsel, an einem Regentag. Ich hatte nicht gewusst, dass man in Neuseeland nie ganz sicher ist vor Regentagen. French Toast mit Bananen und Bacon klang nach dem perfekten Aufmunterungs-Essen. Inzwischen weiß ich: Man kann es fast überall bekommen, und es schmeckt auch gut, wenn die Sonne scheint.
Zum Beispiel im Café Kaos in Pukekohe, hier war es der dritte Posten oben links auf der Karte.
Pukekohe ist eine kleine Stadt ungefähr 50 Kilometer vor Auckland. Die Größe einer Stadt hat in Neuseeland offenbar sehr wenig über die Qualität ihrer Cafés zu sagen. Man kann die tollsten Läden auf dem Land finden. Dieser war so einer. Super Kaffee, schöne Plattencover-Wanddeko (unter anderem mit Heintje), tätowiertes Personal und Spielzeugfiguren als Tischnummern.
Man bestellt hier also an der Theke, bekommt einen Plastikesel in die Hand gedrückt und sucht sich seinen Platz. Der Essens-Kellner erkennt einen dann am Esel. Es sei denn, das Kind verwechselt das Tier mit einem Spielzeug und verschwindet damit unter dem Tisch. Aber auch solche Situationen können diese Kellner nicht davon abbringen, die Bananen ans Ziel zu bringen.
Das Café Kaos hat sogar richtig gute Salate im Angebot, das ist nicht unbedingt selbstverständlich. Gesund zu essen fällt mir trotzdem schwer, wenn ich French Toast haben kann. Diesmal musste ich fast lachen, als ich es sah. Es war riesiger und prächtiger als alles bisher Dagewesene.
Die Soße ist natürlich kein Ketchup, sondern aus roten Beeren gekocht. Leider hatten sie die Brotscheiben dieses Wunderwerks nicht nur in Ei getaucht, sondern danach noch frittiert – das würde ich in meinem Café nicht machen. Und ich würde zur Sicherheit auch kleine Portionen anbieten, so wie das Café Karma in Waiuku. Schlicht und bekömmlich – wenn man die Sahne weglässt. Die Fantasie der Feistheit kennt hier wirklich keine Grenzen, die muss man sich bei Bedarf einfach selbst setzen.
Das beste Brot gab es zur Banane im Slipp Inn im Hafen von Havelock. Aber sonst war mein French Toast hier eine Idee zu schlicht gestaltet. Typisch elegantes Restaurant.
Ein elegantes Restaurant würde ich ja auch gar nicht wollen. Nur einen hübschen, aber unprätentiösen Ort, an dem die Gäste vom Essen glücklich werden. Und vom Kaffee. Die Neuseeländer sind sehr stolz auf ihre Barista-Tradition. Flat White und Long Black und so. Lange vor den Deutschen, so ungefähr in den frühen 90ern, haben sie in Wellington angefangen, Espressogetränke mit aufgeschäumter Milch zu anzubieten. Latte Art ist überall.
Es gibt hier nur einen komischen Haken an der Sache. Ab drei oder spätestens vier Uhr nachmittags wird es schwierig. Während in Deutschland die Kaffeetrink-Zeit dann erst richtig in Schwung kommt, halten die Neuseeländer sie nach dem Lunch für beendet. Wenn man das erstmal weiß, weil man zwei bis drei Mal vor verschlossener Café-Tür stand, lernt man schnell, sich danach zu richten. (In Wellington gibt es zur Not Läden wie Midnight Espresso, dessen Name Programm ist und das von sich selbst sagt, es sei das erste Café in der Stadt gewesen. Außerdem sind selbst an Tankstellen Profi-Baristas am Werk.)
Wenn ich dermaleinst meinen Laden eröffne, schmeiße ich die Gäste vielleicht auch einfach nach dem Mittagessen raus. Die würden es mir schon nachsehen, schließlich hätte ich zum Ausgleich köstliche gebratene Bananen im Angebot.
Mit dieser steilen These endet meine vorerst letzte Geschichte aus Neuseeland. In den wenigen verbleibenden Tagen werde ich so sehr mit Abschiednehmen beschäftigt sein, dass zum Schreiben keine Zeit bleiben wird. Deshalb gibt es eine kleine Sendepause, bis ich mich wieder auf der Nordhalbkugel eingerichtet habe. Einstweilen vielen Dank für’s Lesen, bis dahin!
PS: Nein, stimmt. Ich würde natürlich nicht zur besten Kaffeezeit schließen. Wo kämen wir denn da hin? Aber alles andere kann so bleiben: Flat White. French Toast mit Bananen. Neuseeland im Herzen.
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