Diese Reise steht offenbar unter einem besonders guten Stern: Ich bin kaum 24 Stunden in New York und habe schon dreimal beim Glücksspiel gewonnen. Als erstes gleich gestern Abend, als meine Freundin Ilse, die ich hier besuche, mir bei unserem Gang um den Block ein Rubbellos gekauft hat. Fünf Dollar Gewinn! Dass sie vorher fünf Dollar für das Los ausgegeben hat, spielt keine Rolle, findet sie.
Den Höhepunkt des Glücksspielrausches aber erlebte ich beim Bingo im Senior-Center. Ich hatte ja gedacht, ich gucke zu und mache Fotos. Aber nicht mit Ilse – sie hatte mich angemeldet und natürlich auch meine Teilnahmegebühr schon bezahlt. Und jedes Mal, wenn ich Fotos gemacht habe, hat sie mich mit dem Ellenbogen angestoßen, weil ich nicht richtig aufpasse. Deshalb ist auch das Foto meines ersten Bingo-Triumphes unscharf.
Aber das spielt keine Rolle angesichts der Nachricht: Ich habe einen Gutschein für fünf Mal Lunch im Senior-Center gewonnen! Meine Mitspieler applaudierten begeistert. Sie freuten sich über die Sensation, dass ihr Gast gleich im ersten Bingo-Spiel seines Lebens so ein Glück hat. Nachdem die allgemeine Freude sich gelegt hatte, wurde weiter gespielt. Ilse, als Schatzmeisterin, saß neben Stu, dem Zeremonienmeister.
„G as in Girl, G as in Girl, G 70, G 70“: Stu gab die Nummern fast singend bekannt. „Oh, we’ve had this before – B4, B4, B4!“ – so macht Bingo Spaß, das weiß ich jetzt. Marilyn gewann die zweite Runde, der Preis diesmal: ein Rubbellos. Große Freude, Applaus. Wir kamen so langsam richtig in Schwung, und ich fühlte mich wohl in dieser wilden Runde. Als nächstes verkündete Stu, nun würde „whole card“ gespielt – wer also als erstes ein ganzes Brettchen mit Zahlen abgehakt hätte, würde gewinnen. Und zwar den Jackpot: 20 Dollar.
Die Spannung war kaum auszuhalten. G as in Girl, G as in Girl, B as in Boy, stay in the B-line, here is another B, B10, Ladies and Gentlemen, B10! Ich spielte und machte weiter Fotos, Ilse spielte und stieß mich weiter mit dem Ellenbogen an. Und dann sagten wir es gleichzeitig, Marilyn, die bereits das Rubbellos gewonnen hatte, und ich, die bereits den 5-Lunches-Gutschein gewonnen hatte: Bingo!
Erstaunte Ausrufe: Das gibt es doch nicht! Beim ersten Mal! Ist es denn zu fassen! Wieder Applaus. Stu zückte das Portemonnaie und gab den beiden Gewinnerinnen je zehn Dollar. Uhhh – ich konnte sehen, wie Marilyn um die zweite Hälfte ihres Jackpots trauerte. Aber Ilse verbot mir sofort, den Jackpot in Marilyns Hand wiederzuvereinen. Auf keinen Fall! Das gehört Dir! Ich habe mich gefügt. Und bin um zehn Dollar, viele erstaunliche Begegnungen und 1000 Eindrücke reicher mit Ilse am Arm wieder nach Hause gelaufen. Also, ihr Zuhause. Irgendwo hier:
Und es soll bitte niemand glauben, dass ich nicht wüsste, wie viel Glück ich habe. Ich war heute quasi von morgens bis abends nur dankbar und glücklich. Übrigens: Ich werde den Lunch-Gutschein gleich am Sonntag anbrechen, dann gibt es im Senior Center zusätzlich zum Lunch noch eine einstündige Live-Show. Auftreten werden unter anderem eine Dame, die vor 97 Jahren in Kiew geboren wurde, eine frühere Opern-Sängerin, die einst in Nürnberg ein Engagement hatte und der beliebteste Mann im Senior-Center – Ed, der seiner Zeit öfter mit Gunter Sachs essen gegangen ist, wenn der in New York war. Und Elizabeth Taylor kannte er auch. Es ist wirklich nicht zu fassen.
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