Der Frühling und ich machen langsame Fortschritte

Avatar von Frl. Grankvist

Dieser Frühlingstag ist etwas für bescheidene Menschen. Die können sich freuen, denn wieder hat sich der Anteil der Farbe Grün am Gesamtbild der Landschaft um etwa 0,0005 Prozent erhöht. Keine Frage, es geht vorwärts. Mir ist allerdings bewusst geworden, dass ich in dieser Sache unbescheiden bin. So lange man das Grün nur erkennen kann, wenn man dem Strauch quasi schon auf den Füßen steht, mag ich den Frühling nicht besonders. Denn sobald man dann hochsieht, kommt sowas:

FrühlingII

Es wird höchste Zeit, dass ein bisschen Zeit vergeht. Oder nein: Nur die Bäume sollten auf magische Weise einfach plötzlich grün sein. Die Zeit selbst sollte keine größeren Sprünge machen als diese kleine Stunde heute Nacht. Denn auf den April würde ich nicht verzichten wollen, nicht einmal für einen überraschenden Direkteinstieg in den Mai. Jeder Tag zählt.

Dachte ich so, während ich durch die Gegend lief und Morten Myklebust hörte. Ich begegnete: vier Joggern in unterschiedlicher körperlicher Verfassung, einer Walkerin, fünf Radfahrern, davon einer auffällig groß, einer Spaziergängerin mit Hund, zwei Paaren mit Kinderwagen, in einem schrie das Baby. Zweimal lächelte ich, weil sich Blicke trafen, und Leute lächelten zurück.

Ich ging auch an einem Haus vorbei, in dem ich mal gewohnt habe. Oder eher an den Resten davon; man hat es gerade abgerissen. Bald steht dort etwas Neues mit Dachterrassen und Tiefgarage. Das alte Haus war nicht so elegant. Die Wohnung über mir war verlassen gewesen und bis oben voller Müll, als ich dort wohnte. Es war ehrlich gesagt ein ziemlich unheimliches Haus. Ich hatte eine zeitlang ein Talent für seltsames Wohnen. Trotzdem: Wenn man jetzt schon Häuser abreißt, die mal mein Zuhause waren, möchte ich da gerne etwas Symbolisches reinlesen. Etwas wie: Abbruch = Aufbruch.

Ich lief immer weiter, hörte Morten Myklebusts Musik zweimal hintereinander und fand irgendwann alles gut. Dachte: Was schimpfe ich auf die Langsamkeit des Grüns. Manche brauchen eben etwas länger. Das sollte ich selbst doch wohl am besten wissen. Die Langsamkeit in Person. Im August habe ich beschlossen, dass alles anders werden muss, und jetzt bekomme ich gerade den Hauch einer Idee davon, wie das aussehen soll. Der Hauch sieht unter dem Mikroskop super aus. Ich zeige Fotos, sobald man mit bloßem Auge etwas erkennen kann.


2 Antworten

  1. Jule

    Oooohhhh ich bin gespannt was sich da so unter dem Mikroskop so tut. Sehen wir uns Donnerstagabend bei du weißt schon wem? LG

  2. Frl. Grankvist

    … leider nicht, bin mikroskopisch unterwegs. 🙂

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