Kategorie: Im Alltag
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Es piepst
Die Meisenkinder sind geschlüpft. Anderthalb Meter von mir entfernt, auf der anderen Seite des Fensters, liegen sie in ihrem kleinen Holzkästchen und warten auf Futter. Sie müssen winzig sein, aber sie sind groß genug, um in den höchsten Tönen zu piepsen. Das war mein Begrüßungslied, gestern, als ich vom letzten Umzugs-Akt in unserer kleinen Stadt zurückkam […]
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Von Meisen und Menschen
Die Sonne scheint auf meinen Schreibtisch. Eine Meise landet am Nistkasten vor dem Fenster. Schweigend und konzentriert, während die anderen Vögel hinterm Haus gurren, zwitschern und singen, als wäre ihr Leben ein einziges Fest. Die Amsel feiert am dollsten. Und zwischen alten, alten Gräbern blühen die Kastanien. Irgendwo dort unten wohnt auch ein Fuchs, einmal hat er abends […]
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Ich schmeiße Sachen weg und gehe nach Berlin
Da sitze ich, zwischen Stapeln alter Zeitschriften. Irgendetwas hat mich einst veranlasst, sie aufzubewahren. Bei manchen erkenne ich den Grund sofort. Bei vielen kein bisschen. Deshalb werden sie neu sortiert: Behalten (kleiner Stapel), wegwerfen (sehr großer, bereits umgekippter und sich über den Fußboden verteilender Ex-Stapel). Ich übe mich gerade im Loslassen von Dingen. Wer vor so etwas Angst hat, […]
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Mann wirft Hund in Fluss. Und fällt hinterher.
Ich sitze mit meinem fränkischen Ex-Kollegen in der nicht vorhandenen Sonne. Weichei hat er mich per SMS genannt, als ich ich fragte, ob wir nicht lieber in ein Café gehen sollten. Es ist Frühling, der Kollege sitzt im Frühling (und Sommer und Herbst) am liebsten draußen. Freiheit genießen, sagt er. Also gut. Ich ziehe die Winterjacke an […]
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Rekordnette Reisegesellschaft
Ich kann ganz schön abenteuerlustig sein. Wie auf der Heimfahrt von Berlin. Ich setze mich hin, obwohl der Platz ab Wolfsburg reserviert ist. „Freie Plätze in Wagen vier, fünf und sechs!“, lockt der Zugchef reißerisch, aber ich bleibe sitzen. Denke: In Wolfsburg findet sich eine neue Lösung. Und ich bereue es nicht. So viele nette Leute. Eine Mutter […]
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Unterwegs mit Niklas
Ich war zu allem bereit. Hauptsache, ich käme noch vor Geschäftsschluss in Berlin an. Den Schlüssel für die Wohnung hatte K. in einem Laden hinterlegt, wo ich ihn abholen sollte. Selbst mit drei Stunden Verspätung wäre das noch zu schaffen, kein großer Zeitdruck also. Nur ein bisschen Sorge, ob es vielleicht gefährlich sein könnte, heute mit dem Zug […]
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Der Frühling und ich machen langsame Fortschritte
Dieser Frühlingstag ist etwas für bescheidene Menschen. Die können sich freuen, denn wieder hat sich der Anteil der Farbe Grün am Gesamtbild der Landschaft um etwa 0,0005 Prozent erhöht. Keine Frage, es geht vorwärts. Mir ist allerdings bewusst geworden, dass ich in dieser Sache unbescheiden bin. So lange man das Grün nur erkennen kann, wenn man dem Strauch quasi […]
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Wiedersehen an Kasse vier
Elena hat sich gefreut, mich wiederzusehen. Dass sie Elena heißt, weiß ich nicht offiziell, sondern weil es auf ihrem Namensschild steht. Oben links an ihrem REWE-Kittel. Bis zum Nachnamen bin ich noch nicht gekommen; der sieht kompliziert aus und und würde auffälliges Starren erfordern. Es wäre einfacher, sich richtig vorzustellen, aber darauf muss man erstmal kommen, […]
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Das Tristuskind
Bringt der Weihnachtsmann die Geschenke oder das Christkind? Großeltern und Eltern überlegen noch, als die Bescherung schon angefangen hat – wie sagen sie’s dem Kinde? – aber die Nichte entscheidet selbst: Sie redet nur vom Christkind. Den ganzen Dezember über hat sie Weihnachtslieder gelernt, und „Alle Jahre wieder“ ist dabei eindeutig häufiger vorgekommen als „Morgen […]
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Der Tag der fallenden Dinge
Beim ersten Mal dachte ich mir noch nichts dabei. Das Messer war vom Tisch gefallen – dann hatte ich es sicher zu nah an die Kante gelegt. Machte ja nichts. Ich hob es auf und legte es wieder hin. Es fiel gleich noch einmal runter. Nanu, dachte ich. Als nächstes fiel das Marmeladentoast aus meiner Hand auf […]